Krebsstudie vorgestellt/ wie geht es weiter….

SvD/ Juli 11, 2008/ Allgemeines/ 0Kommentare

Mit Fassungslosigkeit haben wir die Reaktionen der Verantwortlichen der Deponie Ihlenberg
gelesen. Kaum liegt eine Studie auf dem Tisch, die eine Krebserhöhung unter den
Mitarbeitern der Deponie Ihlenberg belegt, wird wieder abgestritten und abgewiegelt. Der
Deponiechef spricht von der guten Kantinenküche und zweifelt die Studie schon an, da ihm
die Ergebnisse offenbar weniger schmecken. Der Aufsichtsratsvorsitzender und Staatssekretär
Möller hingegen nimmt die Studie ernst, weist aber darauf hin, dass man auch nach
Teppichkleber und Zigarettenkonsum gucken müsste. Hallo!? Es geht hier nicht um eine
Großbäckerei, sondern um den wohl größten Giftmüllhaufen Europas mit jeder Menge
krebserregender bekannter und unbekannter Stoffe, die sich im Chemiereaktor Deponie
stündlich neu bilden. Heute ein Gesundheitsprogramm für die Mitarbeiter? Das wäre ja wohl
mindest angebracht gewesen, als sich die ersten Krebsfälle bestätigten. Ein Fonds für die
Betroffenen muss her und für alle regelmäßige kostenlose Früherkennungsuntersuchung, die
wirksamste Therapie gegen Krebs.
Von der Deponiespitze wird nicht einmal Atem geholt oder gar über die mögliche Zukunft
nachgedacht. Meldung abgehakt und weiter so. Dies hat allerdings schon Tradition:
So ließ der damalige Umweltminister und Deponiegesellschafter Prof. Mehtling in seiner
Presseerklärung vom 16.11.2004 verlauten: „die Krebsrate der Mitarbeiter liegt unter dem
Bundesdurchschnitt“.Presseerklärung Prof.Methling Dies war 2 Monate vor Beginn der Studie!
Niemand sollte auch außer Acht lassen, dass Krebs der denkbar größte Gau des
Immunsystems ist. Was ist mit Erkrankungen unterhalb dieser tödlichen Gefahr?
Wichtig und richtig ist die geplante toxikologische Studie, die Schadstoffpfade aufdeckt,
doch gerade bei einer landeseigenen Deponie muss auch heute darüber nachgedacht werden,
wer die Verantwortung für zukünftige Erkrankungen übernimmt, wenn sich der jetzt
statistisch erhärtete Verdacht durch weitere Untersuchungen verdichtet. Der Ministerpräsident
der Wirtschaftsminister oder der Staatssekretär? Niemand kann sich nach dem heutigen
Kenntnisstand mehr aus der Verantwortung stehlen!
Wir möchten unseren Ministerpräsidenten Dr. Ringstorff an seine Äußerungen als
Oppositionschef 1994* im Landtag erinnern: „Die Deponie ist eine Zeitbombe, deren
Schicksal bis heute niemand kennt“ und:
„Das Land Mecklenburg-Vorpommern sitzt auf einem Vulkan, von dem bis heute niemand
weiß, ob, wann und in welchem Ausmaß er eines Tages ausbricht.“ Vielleicht erleben wir
gerade den ersten Ausbruch und selbst wenn der Berg da ist, muss er jedes Jahr um 800000
Tonnen wachsen? Stoppt diesen wahnsinnigen Mülltourismus! Verteilt einen Jahresgewinn
unter den Mitarbeitern und macht den Laden endlich zu!

*LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 1/4634
1. Wahlperiode 28.06.94

Wie sieht die Presse das:

Lübecker Nachrichten1

Lübecker Nachrichten2

Ostseezeitung

Ach und hier noch ein interessanter Artikel aus dem Archiv der Berliner Zeitung Stichwort „Seveso Fässer“:

Berliner Zeitung

Soviel zu: bei uns ist alles in Ordnung

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